Mind the gap

„Und – hörst du die Stille dazwischen?“, fragte sie, während ich noch damit beschäftigt war, Bleistift und Papier aus den Tiefen meiner Manteltasche zu angeln, galt es doch, die Dinge, die uns auf unserer kleinen Reise begegnen würden, nicht an die Vergangenheit zu verlieren. Ein Tropfen löste sich von meiner Nase, es war noch kalt. Ein Februarmorgen. Wir hatten uns aufgemacht, den Weg zu erkunden, den wir ein paar Tage später mit einer unserer Gruppen gehen wollten. Die Sonne bahnte sich den Weg zwischen den kahlen Bäumen, das Licht noch sanft, fast zärtlich, aber schon mit der Beharrlichkeit, wie sie den Dingen eigen ist, die einfach sind. So, als ob sie nie etwas anderes jemals gewollt hätten.

Sie war schon ein gutes Stück weiter gegangen, in der Ferne sah ich ihren kleinen Hund, wie er am Ufer des Baches aufgeregt hin und her sprang. Glück. Ich wiederholte in Gedanken „dazwischen“ und fühlte mich eigentümlich angerührt. Vor vielen Jahren hatte ich zum ersten Mal eine dieser Durchsagen gehört: „Mind the gap“. Ich war mit der Athener U-Bahn unterwegs gewesen und in meiner Erinnerung musste man beim Aussteigen springen, wollte man den Bahnsteig nicht verfehlen.

„Wie wenig ich doch wahrnehme“, dachte ich, ein bisschen beklommen und gleichzeitig beseelt von der Idee, dass auch den Dingen, die mir verborgen bleiben, eine tiefe Ordnung innewohnt.

Hie und da durchdrang Vogelgezwitscher das Getöse des Baches. Sie waren endlich weit vorausgeeilt, der Hund hatte sich vor lauter Aufregung in seiner Leine verfangen und meine Begleiterin drehte sich zu mir um. Eilig machte ich einen viel zu großen Schritt über die mit Tautropfen verzierten Frühlingsboten auf dem Boden vor mir und trat in eine Pfütze. „F**k!“, dachte ich. „Warte! Ich bin da.“ Mind the gap.

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